Das agile Mindset – sinnvoll?!

Ein agiles Mindset kann helfen auf dem Weg der agilen Transformation. Allein der Begriff hilft jedoch nicht. Was kann man also tun, um ein agiles Mindset zu erlangen?

Wenn ich doch nur das “richtige Mindset” hätte…

Der Begriff des “richtigen Mindsets” wird momentan oft verwendet, um eine Abgrenzung zu erreichen. Eine Abgrenzung zwischen denjenigen, die “es geblickt haben” und denen, die wie Kühe dem dogmatischen Geläut der Scrum-Glocke hinterher rennen.

Klar, Scrum funktioniert dann besonders gut, wenn Werte und Prinzipien wirklich verinnerlicht sind. Der Wunsch nach einem agilen Mindset drückt das aus. Wir wünschen uns, dass wir in einer Werte-Gemeinschaft arbeiten können, in der echte Agilität zum Vorschein kommt.

So kann man den Begriff des Mindsets auch erstmal verstehen - als das Kollektiv unserer persönlichen Einstellungen, Haltungen und Überzeugungen. Unser Mindset entwickelt sich im Laufe unseres Lebens auf der Grundlage von Werten, die uns wichtig sind, aber auch durch die positiven und negativen Erfahrungen, die wir machen. Das Mindset agiert wie eine Art Filter und beeinflusst, wie wir bestimmte Situationen wahrnehmen, aber vor allem auch wie wir uns selber in bestimmten Situationen begreifen. Wie wir einer Entscheidung begegnen und welche tatsächlichen Handlungen sich daraus für uns ableiten, wird maßgeblich von unserem Mindset bestimmt.

Wenn wir den Begriff so begreifen und verstehen wie hier beschrieben, dann ist der Begriff zumindest klarer. Im Kontext des agilen Arbeitens wird der Begriff Mindset dann gerne als die Menge der Einstellungen bezeichnet, die agiles Arbeiten begünstigen. Frei nach dem Motto: Mit einem agilen Mindset ist agiles Arbeiten angenehmer, effektiver und auch nachhaltiger.

Das agile Mindset

Diese drei Einstellungen sind eine gute Basis und qualifizieren ein agiles Mindset:

  • Einstellung zu Veränderung

  • Offenheit für neue Perspektiven

  • Sicht auf das Lernen

 

Neben ihnen findet man häufig noch Werte wie Respekt, Zusammenarbeit oder Fokus auf Werterzeugung. Diese Werte finden sich auch in den drei Einstellungen wieder, die wir ausgewählt haben.

Einstellung zu Veränderungen

Als wichtigster Grundbaustein eines agilen Mindsets zählt die positive Einstellung zu Veränderungen, denn sie ist Voraussetzung für Weiterentwicklung und Wachstum, sowohl für das Unternehmen als auch die eigene Persönlichkeit. Entscheidend ist es aber auch, die eigene Rolle innerhalb eines Veränderungsprozesses zu reflektieren und zu erkennen, dass Veränderung von innen, also aus jedem selbst heraus generiert werden kann und man nicht in der Hand von anderen ist. So ist es auch wichtig zu sehen, dass Agilität in einem Unternehmen keine Patentlösung für alles sein kann. Die Umgebung muss eine sein, in der Veränderungen gerne gesehen sind, denn nur so ist es möglich, eine intrinsische Motivation für Veränderungen entwickeln zu können.

Offenheit für neue Perspektiven

Auch Offenheit für neue Perspektiven ermöglicht es, agil denken und handeln zu können. Scheuklappen aufzusetzen, die Außenwelt auszublenden und nur den vorgefertigten, strikt geplanten Weg zu gehen bringt uns heute nicht ans Ziel. Besser ist es, sich einzugestehen, dass die Welt einem ständigen Wandel unterliegt, dem man sich nicht entziehen kann. So ist es für eine agile Arbeitsweise notwendig, offen für Dinge zu sein, die außerhalb der aktuellen subjektiven Perspektive liegen. Ein Bewusstsein dafür zu haben, dass nicht alles offensichtlich aus der subjektiven Sicht erkennbar ist, ermöglicht Agilität. Hier kann Interaktion mit anderen der Schlüssel dafür sein, eigene Perspektiven zu verändern, anzupassen und dadurch agil handeln zu können.

Sicht auf das Lernen

Aber auch die Sicht auf das Lernen bestimmt ein agiles Mindset. So stellen sich die Fragen: Wie gehe ich mit einer Niederlage um? Gebe ich auf oder sehe ich es als Herausforderung und strenge mich umso mehr an? Menschen mit einem wachstumsorientierten Mindset sehen es als in ihrer eigenen Hand, Veränderung hervorzurufen und mit Anstrengung und Fleiß das erreichen zu können, was sie sich vornehmen. Auch der Umgang mit Kritik spielt für den Lernprozess eine wichtige Rolle: Gehe ich lieber in die Defensive und ziehe mich zurück oder betrachte ich Kritik als Möglichkeit, mich von außen zu betrachten und an mir zu arbeiten? Nimmt man Probleme und Hindernisse für sich selbst als Möglichkeiten zum Lernen an, so werden Weiterentwicklung und Wachstum möglich.

Wie kann ich das agile Mindset erlangen?

Agilität im Unternehmen bedeutet, auf sich wandelnde Gegebenheiten einzulassen und sich für Veränderung zu öffnen. Manchen fällt dies leichter als anderen, ihnen ist die Agilität begünstigende Einstellung in die Wiege gelegt oder sie haben sie im Laufe des Lebens verinnerlicht. Anderen fällt es schwer, sie sehen vielleicht Vorteile, aber nicht den Weg dahin.

Wenn ich nun das agile Mindset erlangen möchte, dann ist das Befolgen der Scrum-Regeln nur teilweise hilfreich. Das zeigt die Realität und die vielen halbherzigen Scrum-Umgebungen, in denen man Pseudo-Scrum bzw. Pseudo-Agilität vortäuscht. Und seien wir mal ehrlich, die wenigsten haben oder kennen ein perfekt funktionierendes Scrum Team.

Es fängt bei uns selbst an

Die Haltung eines Menschen ist glücklicherweise nicht in Stein gemeißelt. Eine grundsätzliche Voraussetzung für die Veränderung des Mindsets ist der bewusste Wille für Veränderungen. Die Veränderung beginnt somit stets bei jedem selbst. Reflexion ist ein treibender Faktor, der Veränderungen im Mindset ermöglicht. Häufiges Hinterfragen oder Reflektieren ist hilfreich. Man kann die eigene Rolle überdenken, sich fragen, wie man selbst Veränderung vorantreiben kann, um nicht in alte, hierarchisch geprägte Entscheidungsstrukturen zurückzufallen. Dadurch kann eine Offenheit entstehen, die es möglich macht, agil zu denken, zu arbeiten und somit Agilität als ganzheitliches Konzept anzunehmen und es nicht nur bei dem Begriff “Agilität” zu belassen.

Konflikte werden auftreten

Geht man dann raus mit seiner eigenen Einstellung und versucht im Team Dinge zu lösen, so entstehen unweigerlich Konflikte. Es finden hier auf verschiedenen Ebenen also Konflikte statt:

  • Tiefergehende Konflikte wie beispielsweise die Frage, was das “richtige” Maß an Transparenz in Entscheidungen oder Informationen angeht oder

  • oberflächlichere Konflikte wie beispielsweise die Frage, ob wir schätzen sollen oder nicht oder ob Scrum oder Kanban verwendet werden soll oder vielleicht keiner der beiden Ansätze.

 

Das Austragen dieser Konflikte wird entscheiden, ob man selbst in einer agilen Umgebung arbeiten kann, aber auch, ob das Unternehmen das Wertversprechen von Agilität im Unternehmen einlösen kann. Oft entscheidet also das Umfeld, in dem diese Konflikte auftreten, darüber ob Agilität ermöglicht werden kann.

Wie schafft man ein Umfeld, das Agilität ermöglicht?

Wenn die Entscheidung getroffen wird, dass ein Unternehmen agil arbeiten will, sollte es dafür auch einen sinnvollen Grund geben. Agilität darf nicht als Selbstzweck gesehen werden, sondern es muss eine Zielsetzung geben, die Agilität erfordert. Entscheidet die Führungskraft, dass unbegründet mit Scrum gearbeitet werden soll, kann keine intrinsische Motivation entstehen und ein agiles Mindset wird sich bei niemandem entwickeln, da der Sinn dahinter fehlt. Scrum ist keine Patentlösung für alles, die Umgebung und die Zielsetzung müssen passen.

Wandel lässt sich nicht per Befehl von außen vorantreiben. Stattdessen sollte eine Arbeitsumgebung geschaffen werden, in der man sich auf die Stärken, die es im Team bereits gibt konzentriert und diese weiter vorantreibt. Durch Anerkennung dieser Stärken kann die Möglichkeit für Veränderung eröffnet werden, da so Sicherheit vermittelt wird.

Das Erzeugen von Sicherheit und Vertrauen kann dabei helfen, dass Veränderungen zugelassen werden und man sich hierfür öffnet. Nur wer sich sicher bewegen kann, kann sich verändern. Auch der Umgang mit Fehlern und eine offene Kommunikation werden durch Sicherheit vorangetrieben und bedingen wiederum die Offenheit für Veränderungen. Sicherlich ist es nicht immer möglich, jeden im Unternehmen mitzureißen und für Veränderungen zu begeistern. Entscheidend ist es aber, genügend Sicherheit zu erzeugen, sodass die Leute sich der Veränderung nicht in den Weg stellen und sie ausbremsen. Ansonsten sind hier weitere Kompetenzen der Führungskraft gefragt, um mit den Mitarbeitern das Gespräch zu suchen, um den Problemen auf den Grund zu gehen.  

Ihre Reise mit OHB Digital Services

Nutzen Sie das Wissen aus der Raumfahrt für Ihr Business. OHB Digital Services GmbH ist seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner für sichere & innovative IT-Lösungen. Wir sind Teil eines der erfolgreichsten Raumfahrt- und Technologieunternehmen in Europa. Mit unseren Produkten und Services unterstützen wir Sie u.a. bei der Digitalisierung Ihrer Unternehmensprozesse entlang der Wertschöpfungskette und bei allen sicherheitsrelevanten Fragen. Kontaktieren Sie uns gerne.